Die Gesellschaft: Argumente und Gegenargumente

Gnadenlose Gesellschaft

Es ist menschlicher, eine Schwangerschaft abzubrechen, als ein Kind einer solch gnadenlosen Gesellschaft auszusetzen. Früher oder später müssen wir alle einmal sterben.
Die Gesellschaft sind immer wir, die wir sie gestalten. Gnadenlos ist eine Gesellschaft dann, wenn wir selbst gnadenlos sind. Sie wird nicht dadurch besser, dass sie ihre Ungeborenen tötet. Sie bekommt aber dann ein menschliches Antlitz, wenn wir zu den humanen Grundwerten zurückkehren und die Ordnungen Gottes in seiner Schöpfung beachten. Mutter und Kind aber sind darin eine liebende Einheit. – Nebenbei: Von "Schwangerschaftsunterbrechung" zu sprechen ist eine bewusste Irreführung, da man nur etwas unterbrechen kann, was später weiterführbar ist.


Hunger

In der Welt sterben Millionen von Menschen an Hunger infolge von Überbevölkerung. Deshalb sind Abtreibungen zur Reduzierung der Weltbevölkerung dringend geboten.
Zunächst bemerken wir, dass der Hunger in der Welt trotz der sogenannten Überbevölkerung nicht sein müsste. Denn ein Teil der Menschheit lebt in grossem Überfluss, wie uns das Nord-Süd-Gefälle deutlich aufzeigt. Dies bedeutet jedoch nicht, zu leugnen, dass das Problem der Bevölkerungsexplosion für den Augenblick an vielen Orten dieser Welt tatsächlich besteht. Doch kann dieses Problem, wie uns Mutter Teresa von Kalkutta zeigt, durch eine natürliche Geburtenregelung, human und vor Gott verantwortbar, eingeschränkt werden. Abtreibung aber ist kein Mittel einer Geburtenregelung, sondern eine inhumane Tat.


Krieg

Wer gegen Abtreibung ist, muss auch gegen Krieg sein. Warum betonen Sie in Ihrer "Bewegung für das Leben" immer nur die Frage der Abtreibung aber die des Krieges klammern Sie aus?
Kriege erwachsen aus der Geisteshaltung der Ehrfurchtslosigkeit vor dem Menschen, so dass Kriege und Abtreibungen im Grunde genommen die gleichen geistigen Wurzeln besitzen. Wer gegen die Abtreibungsmentalität kämpft, kämpft folgerichtig auch gegen die Kriegsmentalität. Wir machen jedoch darauf aufmerksam, dass dies ein "Kampf" ist, der schwerer und härter ist als der Kampf mit Waffen. Dieser innere Kampf und Sieg allein hat die Kraft, äussere zerstörerische Kriege zu verhindern. Folgerichtig müssten darum alle, die gegen Kriege sind, auch gegen die Abtreibung sein!


Mord / Todesstrafe

Viele Gegner der Abtreibung reden bei diesem Geschehen von Mord. In einigen Ländern der Erde steht auf Mord jedoch die Todesstrafe. Sind also jene, welche Abtreibungen vornehmen, mit dem Tode zu bestrafen?
Die Härte der Strafe in diesen Ländern zeigt an, dass es sich beim Mord nicht um eine Kleinigkeit handelt, sondern um ein schweres Verbrechen. Hunderttausendfacher Mord an Ungeborenen ist ein schweres Verbrechen und steht der Massenliquidierung der NS-Zeit nicht nach. Wenn in Frankreich im Jahr 1981 das Fallbeil abgeschafft, die Abtreibung bis zur zehnten Schwangerschaftswoche aber dort seit 1975 gesetzlich erlaubt wurde, so offenbart dies eine perfekte Schizophrenie: Der schwer Schuldige darf nicht mehr mit dem Tode bestraft werden, das unschuldige ungeborene Kind aber unterliegt dem Todesurteil. – Urteilen Sie selbst!
Rechtspolitisch ergeben sich auch Widersprüche, wenn wir die Einstellung unseres Volkes zur Todesstrafe berücksichtigen. Mitten im letzten Weltkrieg haben wir die zivile Todesstrafe mit der Einführung des eidg. STGB abgeschafft. Nur nach Militärstrafrecht blieb sie bestehen und wurde insbesonders bei Landesverrat ausgesprochen. Auch das Leben ganz gefährlicher Straftäter wird (im Gegensatz zu den früheren kantonalen Strafgesetzen) heute höher eingestuft als das Straf- und Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft. Würde die Fristenlösung eingeführt, so stände das insofern im Widerspruch zur Abschaffung der Todesstrafe, als das Leben des ungeborenen Kindes geringgeschätzt wird.


Überbevölkerung

Sie sind doch mit uns der Meinung, dass man alles tun muss, um die Überbevölkerung der Erde zu verhindern. Tut man das nicht, so macht man sich an einem grossen Massenelend schuldig.
Ja, nur nicht auf Kosten der armen, sondern der reichen Länder. Es wird in allen Entwicklungsländern als unerhörter neuer Kolonialismus verurteilt, wenn wir (was getan wird!) nach der jahrhundertelangen Ausbeutung nun auch noch hemmungslose Empfängnisverhütung, die vielfach mit Sterilisierung und Abtreibung in eins geht, exportieren. Die Menschen in den Entwicklungsländern sehen hierin etwas Aggressives, Lebensfeindliches und Gewalttätiges. – Die katholische Kirche in der sogenannten Dritten Welt ist seit vielen Jahren dabei, mit den Eltern selbst Wege zu finden. So ist in Indien z.B. Mutter Teresa ein erfolgreicher Pionier für die natürliche Familienplanung zur Begrenzung des Bevölkerungswachstums.
Abtreibung ist oft die einizige Möglichkeit, um der Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt Einhalt zu gebieten.
In diesem Zusammenhang fragt sich, ob es den Industrienationen, die diese Position vertreten, tatsächlich um das Wohl der Drittweltstaaten geht und nicht vielmehr darum, sich der moralischen Verpflichtung zu humanitärer Hilfe bzw. zu rücksichtvoller Entwicklungshilfe auf elegante Weise zu entledigen.Wer nämlich die Geburtenrate der Drittweltländer mittels Abtreibung, Kontrazeption und Sterilisationsprogrammen senken will, macht sich des Neokolonialismus schuldig (vgl. hierzu S.8–9, Internat. Ärztevereinigung für Natürliche Familienplanung, im Bulletin von Ja zum Leben, Nr. 130, September 1994).


Familienplanung

Die Welt geht einer beängstigenden Bevölkerungsexplosion entgegen. Dies führt zwangsläufig zu Hunger, Verelendung, Revolutionen und Kriegen. Ist es in diesem Fall nicht humaner, den Schwangerschaftsabbruch als Familienplanung einzusetzen?
Wir wollen zugeben, dass in einigen Ballungszentren dieser unserer Erde grosse Menschenmengen zusammen wohnen. Dies gilt besonders in der dritten Welt. Jedoch machen sich die westlichen Menschen der reichen Industrienationen gewöhnlich ein falsches Bild über andere Völker, weil sie von ihrem Wohlstandsdenken her falsche Massstäbe ansetzen. Wohlstand ist weder eine Garantie für Glück noch für Zufriedenheit. Armut bedeutet noch lange nicht Unzufriedenheit und Verzweiflung, die hinter sich Revolutionen und Kriege herschleppen müssen. Die Rettung für alle ergibt sich aus der strikten Achtung vor der Würde des Menschen, welche die einen bewegt zu geben und die anderen bei der Durchsetzung wahrer Gerechtigkeit auf Gewalt zu verzichten. Gilt aber das Prinzip der Achtung vor der Würde des Menschen, dann schliesst sich von selbst Abtreibung als Familienplanung aus.
Was spricht gegen die Verwendung von Spirale oder Pille als Verhütungsmittel?
Obschon die Pille in den meisten Fällen die Ovulation (Eisprung)verhindert, wird der ovulationshemmende Effekt nicht immer erzielt – in einem Prozentsatz bis zu 7 % finden dennoch Ovulationen statt. Bei den Zweiphasenpräparaten wird sogar angenommen, dass sie durchschnittlich jeden
4. Monat eine Ovulation aufweisen.

Nun führt die Einnahme von Ovulationhemmern aber auch dazu, dass es zu einer unzureichenden sekretorischen Umwandlung des Endometriums (Schleimhautauskleidung der Gebärmutter) und zu einer regressiven Veränderung desselben kommt. Tritt nun, wie oben beschrieben, trotzdem einmal eine Ovulation ein, so resultiert daraus eine Nidationshemmung (Nidation = Einnistung), somit die Abtreibung eines Embryos (heranwachsende Frucht vom Zeitpunkt der Befruchtung bis zum Ende der 8. Schwangerschaftswoche).

Durch die Spirale wird eine Reizentzündung in der Gebärmutterschleimhaut verursacht, so dass sich im Falle einer Befruchtung der Embryo nicht einnisten kann.(Vgl. dazu S. 7, 12 und 28 aus der Broschüre "Probleme der Geburtenregelung" von Dr.med. Rudolf Ehmann, 1990, Europäische Ärztereaktion, Ulm.)
Mit anderen Worten: sowohl der Pille als auch der Spirale kommt eine frühabtreibende Wirkung zu.
Gibt es überhaupt Verhütungsmethoden, die keine abtreibende Wirkung aufweisen?
Ja, zum Beispiel die Sympthothermalmethode, die Billingsmethode oder neuerdings die mikroskopische Beobachtung des Speichels. Diese einfachen Methoden geben darüber Aufschluss, ob der Eisprung schon stattgefunden hat und zeigen damit die fruchtbaren und die unfruchtbaren Tage der Frau auf. Die entsprechenden Messgeräte können in jeder Apotheke bezogen werden und sind – richtig angewendet – durchaus verlässlich.
"Ja zumLeben" ist gegen Verhütungsmittel
Wir sind der Auffassung, dass Empfängnisregelung ein Akt verantwortungsvoller Partnerschaft ist. Wir setzen uns für eine aktuelle Information über die Erkenntnisse dieser natürlichen Methoden ein.


Soziale Verhältnisse

Ist es nicht menschlicher, ein Kind gar nicht zur Welt zu bringen, als dass es in schlechte soziale Verhältnisse hineingeboren wird?
Die Abtreibung als Akt der Menschlichkeit dem ungeborenen Kind gegenüber darzustellen, ist Selbsttäuschung: Die Vernichtung eines Kindes kann nie ein Akt der Menschenliebe sein. Dies umsomehr, als es in unseren Breitengraden genügend Hilfsstellen gibt, die sich sowohl der Mutter als auch des Kindes annehmen würden.


Mehrheit für die Abtreibung

Es ist doch eine Tatsache, dass die Mehrheit der Gesellschaft die Abtreibung befürwortet.
Die weitverbreitete Toleranz gegenüber der Abtreibung ist nicht zuletzt deshalb entstanden, weil die Gesellschaft von Anfang an durch bewusst verharmlosende Ausdrücke manipuliert wurde:
So wird nicht von der Tötung eines ungeborenen Kindes gesprochen, sondern von "Abtreibung" oder von "Schwangerschaftsunterbruch", "Beendigung der Schwangerschaft", "Abgang von fötalem Gewebe" oder Menstruationsregelung.
(vgl. hierzu S. 284, "Plädoyer für die Ungeborenen", Martin Jost, factum-Taschenbuch, Schwengeler-Verlag, Berneck, 1984).
Hinzu kommt, dass die breite Bevölkerung ungenügend darüber informiert ist, was eine Abtreibung und deren Folgen im einzelnen sind.
Die Manipulation des Begriffs "Liberalisieren"
Liberalisieren ist ein Begriff der Politik. Es bedeutet mehr Freiheit, mehr Rechtsschutz, weniger Bedrohung. Wenn zwei Personen widerstreitende Interessen haben, so nimmt der Liberale Partei für den schwächeren Teil und sorgt dafür, dass seine Rechte nicht missachtet werden. Darum ist die Fristenlösung keine Liberalisierung, sondern eher das Gegenteil: eine Freiheitsberaubung, der Entzug eines Grundrechtes.


Behandlung von Sterilität und Abtreibung

Was hat künstliche Befruchtung bzw. die Behandlung von Sterilität mit Abtreibung zu tun?
Zur Invitro-Fertilisation (Befruchtung im Reagenzglas) werden mehrere Eizellen benötigt. Darum werden vorher Hormone gespritzt, so dass mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen. Anschliessend werden die Eizellen durch Samenzellen befruchtet.
Die so entstandenen, etwa vier bis acht Embryonen werden auf Auffälligkeiten untersucht und nicht normal aussehende Embryonen werden vernichtet.

Da nur drei Embryonen in die Gebärmutter eingebracht werden, müssen die nicht transferierten, eingefroren oder vernichtet werden. Falls es dann sogar zu einer Mehrlingsschwangerschaft kommen sollte, so wird oft reduziert, d.h. die unerwünschten Embryonen werden abgetrieben, währenddem der oder die erwünschten Embryonen in der Gebärmutter belassen werden. vgl. dazu S. 6 und 7 "Befruchtung im Glas", Beitrag von Dr. med. Nikolaus Zwicky-Aeberhard, im Informationsbulletin "Ja zum Leben", Nr. 120, Februar 1992

Daraus geht hervor, dass bei jeder künstlichen Befruchtung gezwungenermassen Embryonen getötet werden, was einer Abtreibung gleich kommt.

Einem Artikel des Sonntagsblick vom 18.8.1996, Seite 6 konnte unter anderem folgendes entnommen werden:
"Hormonbehandlungen können zu Mehrlingsschwangerschaften führen. Und: Jeder Schweizer Arzt darf diese umstrittenen Hormonkuren vornehmen... Riskante Mehrlingsschwangerschaften werden hierzulande seit den achtziger Jahren reduziert. Marc Germond, Chef der Abteilung für Sterilität am Unispital Lausanne, redet Klartext: 'Bei Achtlingen müsste man reduzieren.' ... Als einer von wenigen Schweizer Ärzten gibt Germond offen zu: "Ich habe in den letzten vier Jahren 15 bis 20 Reduktionen vorgenommen, aus Fünflingen, Vierlingen und Drillingen Zwillinge gemacht."
Insofern stellt sich bei der Behandlung von Sterilität oft dasselbe Problem, wie bei der In-vitro-Fertilisation.

 
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